Zur 2. Runde der Verbandsliga trat der Naumburger SV beim VfL Gräfenhainichen an. Dorthin reisen die Domstädter traditionell gerne; entwickeln sich doch stets spannende Spiele gegen die kämpferischen Gastgeber. Auch wenn beide Mannschaften diesmal nicht in Bestbesetzung antreten konnten, wurde Schach diesmal "mit vollen Zügen" zelebriert; am Ende sogar mit "See-Schlange"!


Leider fiel das Gräfenhainicher Spitzenbrett krankheitsbedingt kurzfristig aus, sodaß Julius Heinrich den NSV nach einer Stunde kampflos in Führung brachte. Nach 2 Stunden erhöhte Altmeister Hermann Packroff, nachdem er in offener Stellung seine 60jährige Spielerfahrung gegen den einheimischen Youngster ausspielte. Doch die Gastgeber kamen nach 3,5 Stunden zurück! Erst übersah Ersatzmann Jens Schmeisser nach solider Partie in guter Stellung ein tödliches Zwischen-Schach.

Und auch Jens-Frieder Mükke fand nach abwechslungreicher Partie in vorteilhafter Stellung nicht die beste Fortsetzung, was sein Gegner mit einem Bauerndurchbruch am Damenflügel bestrafte. Wenig später nahm dann Andreas Schlag bei knappwerdende Bedenkzeit das Remisangebot an. Er hatte zwar schon lange einen Mehrbauern auf dem Brett, jedoch sicherte die Aktivität der gegnerischen Figuren das Gleichgewicht. So stand es 2,5:2,5, aber die Domstädter konnten nach 4,5 Stunden wieder in Führung gehen. Matthias Will sah sich einer seltenen Eröffnungsvariante der Aljechin-Verteidigung gegenüber, aber fand diesmal instinktiv vom Anfang bis Ende die richtigen Züge! Nachdem er den Zentrumsbauern erobern konnte, war die Abwicklung ins Turmendspiel schon gewinnbringend. Nun hing der Mannschaftskampf an den Spielen von Samuel Gering und Jens Härtig. Beide standen lange unter Druck, hatten schwierige Stellungen "zu verwalten" und mußten diesmal all ihre Erfahrung aus harten und langen Oberliga-Endspielen einbringen! Sie opferten schließlich jeweils eine Figur gegen Bauern, um das "gefährliche" Material zu reduzieren.

Nach knapp 6 Stunden erreichte Jens Härtig das Remis mit aktivem Gegenspiel seiner Freibauern in Verbund mit dem König. So war der Mannschaftspunkt schon gesichert! Und nun zur besagten "See-Schlange" aus Gräfenhainichen: Neben dem Springer hat auch dieses Tier im Schach einen (sehr seltenen) Platz, denn Turnier-Partien mit mehr als 100 Zügen werden so bezeichnet! Bei Samuel Gering und Steffen Michel waren es diesmal sage und schreibe 120 Züge, in denen sich der Naumburger im Endspiel Turm gegen Turm und Läufer seiner Haut erwähren mußte. Nachdem dabei in den letzten 50 Zügen keine Figur getauscht wurde, kam eine Remis-Regel zur Geltung, die den Domstädter nach fast 7 Stunden zum "Helden des Tages" machte!
So gewinnt der Naumburger SV sehr glücklich aber insgesamt nicht unverdient mit 4,5:3,5 gegen den VfL Gräfenhainichen. Zur nächsten Runde empfangen die Domstädter nun im Dezember den Spitzenreiter aus Merseburg.

Brettergebnisse:
1.Brett: Julius Heinrich (DWZ 2062) - Till Stockmann (1978) +:-
2.Brett: Samuel Gering (2034) - Steffen Michel (2119) Remis
3.Brett: Jens Härtig (2091) - Uwe Kurth (1946) Remis
4.Brett: Matthias Will (1918) - Ingolf Hintzsche (2018) 1:0
5.Brett: Jens-Frieder Mükke (1939) - Marco Schubert (1838) 0:1
6.Brett: Andreas Schlag (1908) - Frank Dubbratz (1924) Remis
7.Brett: Hermann Packroff (1914) - Nils Kuhlmann (1586) 1:0
8.Brett: Jens Schmeisser (1501) - Dominik Wilhelm (1537) 0:1

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